Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bezeichnet ursprünglich eine Behandlung von Ökosystemen in einer Weise, die diese Ökosysteme auch langfristig lebensfähig erhält. Der Begriff der Nachhaltigkeit kann auch auf andere Gebiete ausgedeht werden: Etwa nachhaltige Bildung oder nachhaltige Wirtschaftsweise – nachhaltige Bildung ist Bildung, die sich auch lange nach dem eigentlichen Bildungs-“ Akt“ weiter entfaltet. Eine nachhaltige Wirtschaftsweise eines z.B. Fotokameraherstellers kann durch lange Modellzyklen mit jedoch guter Erweiterbarkeit bestehender Modelle erzielt werden: Geringere Modelwechselraten erhalten einerseits einen großen Teil der Kundschaft, führen aber auch i.a. zu geringerem Material- und Energiebedarf.

Ursprüngliche Nachhaltigkeitsprinzipien

Das eingespielte und stofflich weitgehend abgeschlossene “ System Erde“ hat die auf ihr lebenden Organismen zur Nachhaltigkeit gezwungen: Nur durch eine die Lebensgrundlagen nicht zerstörende Stoffbilanz konnten Lebensgemeinschaften innerhalb des Systems Erde überleben.

Forst- und Landwirtschaft mussten ursprünglich von sehr strengen Nachhaltigkeitsprinzipien ausgehen, weil sie diejenigen, die diese Landflächen bewirtschaftet haben, auf direktem Wege am Leben
erhalten
haben (Subsistenzwirtschaft, also eine Wirtschaftsweise, die das eigene Leben ermöglicht).

Beispiel für eine tradionelle Nachhaltigkeisstrategie:

Bei dem langjährigen Anbau gleicher Pflanzenarten auf einem Areal werden dem Boden einseitig Stoffe entzogen, die seine Tauglichkeit für den Nahrungsanbau der entsprechenden Pflanzenart zunächst einschränken, langfristig aber den Boden auch generell zerstören.
Eine nachhaltige aber dennoch produktive Wirtschaftsweise ist die sogenannte Fruchtfolge, in deren Ablauf im zeitlichen Wechsel verschiedene Nutzpflanzen auf gleichem Areal angebaut wurden. Die Reste der Vorjahres-„Pflanzen“ dienen als Nährstoffe für die aktuellen Pflanzen.

Moderne Nachhaltigkeitsprinzipien

Moderne Nachhaltigkeitsstrategien können unseren energetischen Lebensstil so gestalten, dass negative Einflüsse auf das System Erde verringert werden. Dabei müssen Energie- und Stoffflüsse auf eine Weise genutzt werden, die den Einfluss auf das System Erde ausschließt oder zumindest sehr gering hält. Dies beleuchtet das folgende Beispiel für das Thema „Heizen mit Holz“:

Beispiel für eine moderne Nachhaltigkeisstrategie:

Holz als Brennstoff kann nachhaltig genutzt werden, aber Holz ist nicht automatisch nachhaltig. Eine Nachhaltigkeitsstrategie für Brennholz kann folgendermaßen aussehen: Der Einzugsbereich des Holzes wird auf 30 Kilometer beschränkt. Dadurch werden (1) Transportwege verringert und (2) die Gefahr, dass Holz aus der Vernichtung wertvoller Wälder importiert wird, wird verringert. Die im Einzugsgebiet erwirtschafteten Holzmengen dürfen nicht zu Lasten des Waldbestandes und seiner Fähigkeit, Holz zu „produzieren“, gehen (Nachhaltigkeitsregel klassischer Forstwirtschaft). Ist der Heizwärmebedarf größer als die Menge des Holzes, die im Einzugsbereich nachhaltig erwirtschaftet wird, müssen (teure) Ersatzenergien bezogen werden oder der Energiebedarf wird vermindert, indem die Gebäude besser isoliert werden.

Eine weiterführende Nachhaltigkeitsstrategie würde dafür sorgen, dass auch die Asche aus der Holzverbrennung wieder in die Wälder eingebracht wird. Eine langfristige (viele Jahrzehnte dauernde) Nutzung des Waldes unter Entzug von Holz führt zu einem Verlust an mineralischen Stoffen. Dieser Nachteil würde durch den Schluss des Kreislaufs für mineralische Stoffe geschlossen. Siehe dazu auch den Artikel zur Biomasse.

Moderne Nachhaltigkeit kann dann erzielt werden, wenn (1) die Kenntnisse über das System Erde bekannt sind, (2) die Erkenntnisse über das System Erde berücksichtigt werden, (3) entsprechende Regeln durch Gesetze und Kontrollen eingehalten werden und (4) die ökonimisch-sozialen Grundlagen geschaffen werden, damit die Nachhaltigkeitsstrategie durch die Bürger auch faktisch umgesetzt werden kann.

Nicht-Nachhaltigkeit als verbreitetes Konzept

Viele aktuelle Formen der Bewirtschaftung von Böden oder z.B. fossilen Energierohstoffen stellen Einbahnstraßen dar. Felder werden über 10 oder 20 Jahre mit gleichen Pflanzen bestellt, die Böden werden durch den Einsatz von Kunstdünger (hergestellt aus und mit fossilen Brennstoffen), Bewässerung und Insektiziden/Herbiziden/Funghiziden künstlich leistungsfähig gehalten. Dazu ist ein hoher Energie- und Materialaufwand nötig, der letztendlich den Boden so deformiert, dass ein weitgehend selbständiges Wachstum von Nutzpflanzen nicht mehr möglich ist.

Die heute dominante Nutzung von fossilen Brennstoffen für unseren energetischen Bedarf – aus der weltweiten Perspektive etwa 85 % (!) – ist eine „Einbahnstraße“ der Ressourcennutzung. Die Verbrauchsrate von Kohle, Erdöl und Erdgas ist um etwa den Faktor 1 Million höher als die Neubildung dieser (Energie-)Rohstoffe. Zudem werden durch die Verbrennungsrückstände Wirkungen im System Erde verursacht, deren Art und Ausmaß derzeit nur unzulänglich bekannt ist (s.a. als Beispiel Klimawandel).