RBMK

Graphitmoderierter wassergekühlter Kernreaktortyp russischer Bauart. Der Reaktor, der den Unfall von Tschernobyl verursacht hat, ist ein RBMK-Reaktor gewesen.

Hauptvorteil dieses Kernreaktor-Typs ist die Möglichkeit, Brennelemente während des Betriebs zu wechseln. Im Vordergrund stand dabei die Gewinnung von Plutonium für den Bau von Kernwaffen.

Von wesentlichem Nachteil ist allerdings der positive Dampfblasenkoeffizient: Falls die Bildung von Wasserdampfblasen in der Kühlflüssigkeit durch eine Leistungserhöhung im Reaktor oder einen Druckabfall im Kühlwassersystem einsetzt, steigt die Leistung des Reaktors, was dazu führt, daß wiederum mehr Dampfblasen erzeugt werden, die die Leistung erhöhen usw. – ein extrem schnelles Anwachsen der Leistung und damit der Kerntemperatur dieses Reaktors die Folge.

Diese Eigenschaft kann unter ungünstigen Vorbedingungen, etwa wenn viele Absorberstäbe aus dem Reaktor herausgefahren sind, dazu führen, daß es nicht mehr möglich ist, schnell genug die Leistung auf zulässige Werte zu begrenzen. Genau dies ist bei dem Unfall von Tschernobyl passiert, wie es in dem rekonstruierten Unfallhergang beschrieben ist. Bei diesem Unfall kam es zu der folgenschweren Kernschmelze, die neben dem fehlenden Containment zur massiven Freisetzung radioaktiver Isotope geführt hat.

Weiterhin wird die Kettenreaktion der Kernspaltung bei einem Kühlmittelverlust – im Gegensatz zu Leichtwasserreaktor und Schwerwasserreaktor – nicht unterbrochen, weil der Moderator Graphit immer noch Neutronen auf thermische, also für weitere Kernspaltungen vorteilhafte Energien abbremst.