Fernseher: Welcher braucht wieviel Strom?

Winterzeit ist Fernsehzeit. Oft läuft der Flimmerkasten viele Stunden am Tag, manchmal auch einfach so nebenbei. Wer zur Fußball-WM keinen neuen Flachbildschirm gekauft hat, denkt nun darüber nach, zu Weihnachten noch ein solches Gerät anzuschaffen.

Je größer, desto mehr Stromverbrauch

Generell gilt, daß der Stromverbrauch eines Fernsehgerätes mit seiner Größe zunimmt. Dies läßt sich einfach erklären. Soll ein Fernsehbild gut erkennbar sein, muß es eine bestimmte Helligkeit haben. Ist die Diagonale des Fernsehers doppelt so lang, ist dessen Fläche viermal so groß! Der Energiebedarf steigt damit — abgesehen von der Steuerelektronik — ebenfalls auf das Vierfache! So braucht ein kleiner 17-Zoll Widescreen LCD-Fernseher der ersten Generation z.B. 60 Watt, während ein 32-Zöller gleicher Technologie auf einen Verbrauch von deutlich über 200 Watt kommt. Moderne LCD-Fernseher haben eine deutlich verringerte Leistungsaufnahme von ca. 40 Watt bzw. 130 Watt.

Wichtige Grundregel: Die Angaben zur Leistungsaufnahme beziehen sich i.a. auf die maximale Leistungsaufnahme, die wiederum von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Ein echter Vergleich z.B. zwischen zwei interessanten Geräten kann nur bei gleicher Helligkeitseinstellung des Fernsehers und gleichem angezeigtem Bild getätigt werden. Kaufen Sie sich daher einen Energiemonitor und bringen Sie ihn gegebenenfalls beim Fernsehkauf mit – in guten (Fach-)Geschäften wird man Ihnen sicher erlauben, den realen Energiebedarf zweier oder dreier interessanter Fernsehgeräte zu messen!

Röhre, LCD oder Plasma?

Die Röhre ist durch LCD- und Plasma-Bildschirme abgelöst worden.
Auch wenn sie qualitativ mit LCDs und Plasmas mithalten könnten, so benötigen große Röhrenfernseher auch mehr Tiefe der Geräte, womit sie ein kleines Wohnzimmer schnell unwohnlich machen. Der Stromverbrauch dieser Fernseher ist jedoch bei gleicher Bildschirmdiagonale geringer als die beiden Konkurrenztechniken, schließlich stecken in modernen Bildröhren über 50 Jahre Forschung und Entwicklung, auch in Richtung Energieeffizienz. Einzige Ausnahme sind mit RGB-LEDs beleuchtete LCD-Monitore (s.u.).

LCD-Bildschirme erlauben nur einen sehr begrenzten Wirkungsgrad, weil die Technik das mit der Hintergrundbeleuchtung erzeugte Licht prinzipiell um weit über 90 Prozent reduziert. Wenn auch Plasma-Bildschirme vor 5 Jahren noch Stromfresser waren, sind moderne Geräte im Stromverbrauch inzwischen vergleichbar mit gleich großen LCD-Fernsehern. Lediglich die Haltbarkeit, besonders in Punkto Helligkeit, ist bei Plasmabildschirmen über eine längere Nutzungsdauer immer noch etwas geringer.

LCD: Licht mit Röhre oder LED?

Bei LCD-Fernsehgeräten gibt es zwei verschiedene Arten der Hintergrundbeleuchtung: Die klassischen Leuchtstofflampen und LEDs. Im Wirkungsgrad sind beide Lichtquellen etwa vergleichbar, LEDs können aber drei Vorteile haben:

  • Sie enthalten kein Quecksilber, damit ist der Bestandteil gefährlicher Stoffe geringer
  • Werden rote, grüne und blaue LEDs verwendet, kann eine deutlich höhere Farbreinheit erzielt werden.
  • Wird ein LED-Array verwendet, kann die Hintergrundbeleuchtung noch gleichmäßiger gestaltet werden. Werden LEDs gezielt an dunklen Flächen heruntergedimmt, steigt der Kontrast und der Energiebedarf sinkt.
TECH-BOX:
Durch die bessere Gesamteffizienz der Lichtverwertung sind besonders mit RGB-LEDs beleuchtete LCD-Fernseher insgesamt sparsamer als mit Leuchtstofflampen beleuchtete LCD-Fernseher oder die billigen, mit weissen LEDs beleuchteten LCD-Fernseher. RGB-LEDs – dieser Begriff steht für Rot-Grün-Blau-LEDs, also eine eine Kombination der drei Grundfarben über 3 LED-Halbleiter. Werden die Spektralbereich der drei Grundfarben genau an die Filter-Farben des LCD-Displays angepasst, können bei der Hintergrund-Beleuchtung rechnerisch etwa 30-50 Prozent Energie eingespart werden, was den Gesamt-Energiebedarf eines Fernsehgerätes um etwa 20-30 Prozent reduziert.

Die schematische Abbildung zeigt diese Unterschiede der verschiedenen Lichtquellen. Magentafarben sind die Lichtspektren der jeweiligen Lichtquellen beschrieben, die mit weißen Wellenlinien ausgefüllten Bereiche entsprechen den Lichtverlusten durch die Farbfilter in der Displayfläche.

Bei hochwertigen LED-beleuchteten LCD-Schirmen gibt es deutliche Vorteile, die Fernsehschirme sind dann aber deutlich teurer.

Organische Leuchtdioden, die optimale Lösung

Organische Leuchtdioden (OLED) haben wie die Plasmabildschirme einen entscheidenden Vorteil: Nur dann, wenn ein Pixel hell werden soll, wird es beleuchtet und Strom verbraucht. Dabei sind die OLEDs noch viel besser als Plasma-Bildschirme (zumindest nach dem Stand 2010), weil sie den Strom mit etwa 15 Prozent Wirkungsgrad in Licht umwandeln und die Vorschalt-Elektronik viel effizienter ist als bei Plasma-Bildschirmen. Im Vergleich zu den LCD-Bildschirmen gibt es keine Lichtverluste durch den Wegfall von Filtern und Lichtverteiler-Folien: OLED-Pixel erzeugen das Licht direkt in den drei Farben Rot, Grün, Blau in dem richtigen Verhältnis.

Organischen Leuchtdioden als Lichtquelle für Bildschirme gehört zweifelsohne die Zukunft, einzig die Haltbarkeit und die Produktionsverfahren für zuverlässige großflächige Bildschirme sind technische Probleme, die aber in den nächsten Jahren gelöst sein sollten. Dabei eignen sich organische LEDs auch für die Anwendung einfacher Produktionsverfahren im Stil von Tintenstrahldruckern; dabei wird keine normale Tinte verwendet, sondern Lösungen von Materialien, die dann die OLED-Pixel und die Leiterbahnen bilden. OLEDs könnten damit der Schlüssel zu billigen und energiesparenden Bildschirmen sein.

Einziges Problem: Wenn 20 Millionen Fernsehgeräte auf dem gleichen Kanal geschaltet sind — etwa einem Endspiel der Fussball-WM 2010 mit Deutschland — und die Dynamik des Stromverbrauchs 50 Watt beträgt, würden die Stromschwankungen im Stromnetz 1 Gigawatt betragen, je nach angezeigtem Bild! Dies sind 50 Prozent der verfügbaren Regelenergie. Fernseher müßten wahrscheinlich mit kleinen Pufferakkus ausgestattet sein, um die Regelschwankungen zu verringern!

Stromverbrauch eines Fernsehers ermitteln

Auf den Umverpackungen der Geräte oder bei den technischen Daten im Handbuch wird der Stromverbrauch üblicherweise genannt. Dort stehen üblicherweise zwei Werte: Stromverbrauch im Betrieb und Stromverbrauch im Stand-By-Modus. Sind diese Angaben auf diesem Weg nicht zu erfahren, empfiehlt sich der Einsatz eines Wattmeters (Energiemeßgerät, Energiemonitor), um die entsprechenden Werte zu ermitteln — in guten Fachgeschäften sollte die Messung an den zwei oder drei zur Auswahl stehenden Geräten möglich sein.

Dies lohnt sich, auch finanziell: Braucht ein 40-Zoll Fernseher 250 Watt und läuft 4 Stunden am Tag, kommen im Jahr 365 Kilowattstunden zusammen und das macht ca. 70 Euro Stromkosten. Der 70cm-Röhrenfernseher mit etwa 70 Watt Stromverbrauch braucht(e) bei gleicher Nutzungsweise gerade einmal Strom für gut 20 Euro.
Oder in der Kohlendioxid-Bilanz: ca. 200 Kilogramm gegen 60 Kilogramm.

Wege aus dem Dilemma

Auch wenn es mehr Aufwand bedeutet und — vielleicht — ein bischen teurer wird: Für Nachrichten oder Talk-Shows reicht ein kleiner Fernseher, für Natur- und Spielfilme sollte es denn schon ein großes Bild sein …

Also könnten 2 Fernseher tatsächlich effizienter sein. Etwa ein kleiner 15- — 17-Zöller für allgemeine Sendungen (Nachrichten, Talk-Shows, etc.) PLUS ein Fernseher / Beamer für das Kinoereignis im Wohnzimmer (Spielfilme, Naturdokumentationen, etc.). Zudem könnte der Beamer auch die Diashow mit Digitalfotos wiederbeleben! Ist der keine Fernseher auch noch portabel, erspart man die Anschaffung des Zweit-, Dritt- und Viert-Fernsehers für andere Räume oder das Wohnmobil. Insgesamt also eine mögliche Lösung mit hohem Mehrwert bei unter dem Strich geringeren Kosten!

Weitere Infos:
Stromverbrauch messen
Standby-Verbrauch berechnen

2010-11-01: UPD: Aktualisierung der Verbrauchswerte, ADD: Hinweis bzgl. Energieverbrauchsmessung unter realen Bedingungen
2010-08-04: ADD: Einsparpotential LED-Fernseher mit RGB-LEDs (Danke D.R.M.!)
2010-03-03: UPD: Abgrenzung LED-Hintergrundbeleuchtung – OLED-Display
2008-02-02: UPD OLED-Displays
2006-11-28: INIT