Kommentar: Selbstgemachte Energiekrise im Denken und Handeln?

Sonntag, 15.1.2023, die Gasspeicher sind voll, die Lage ist dennoch angespannt. Bald wird es wieder kälter, die Weihnachtsferienzeit ist so richtig zu Ende und die Betriebe wieder voll angelaufen.

In Baden-Württemberg ist für 17:00-19:00 Uhr eine Strommangellage angekündigt. Man soll Akkus vorher aufladen und Energiebedarf von größeren Verbrauchern vorverlegen. Powerbank aufladen oder was? Duschen vor dem Sport? Die Pommes um 16:30 für das Abendessen schon mal frittieren?
Das beste ist die Begründung: Wegen mangelnder Stromtrassen kann kein Strom aus dem Norden Deutschlands herbeitransportiert werden, deswegen wird der Strom knapp. Er muss dann teuer aus der Schweiz gekauft werden. Ja was denn jetzt? Wie war es denn bei der Dunkelflaute Ende November bis Mitte Dezember 2022 – da gab es gar keinen Windstrom im Norden, kaum Kernstrom aus Frankreich und tiefe Temperaturen mit erhöhtem Gasverbrauch. Das haben wir doch auch überlegt.

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. will gegen die LNG-Terminals klagen, wenn man ihrem Einspruch gegen den Betrieb nicht nachkommt. Es soll in Wilhelmshaven kein Chlor verwendet werden – bei dieser FSRU, der schwimmenden Regasifizierungs- und Speichereinrichtung, ist aber die Nutzung von Chlor betriebstechnisch nötig, damit die Wärmetauscher keinen Bewuchs ansetzen. Ohne Chlor kein Terminalbetrieb.
Wir können am Ende froh sein, dass wir dieses Beifüttern von Gas haben, damit es eben nicht zu einer dramatischen Gasknappheit kommt, die zu sozialen Verwerfungen mit massiven Folgen, die ich mir gar nicht ausmalen möchte!
Wenn man keine Kernenergie will und vielleicht auch Feinstaub dort bekämpfen, wo die schlimmste Quelle ist, muss man derzeit auf Erdgas setzen. Ach ja, es ist nicht das Auto, es sind die schlecht betriebenen Öfen, die mit schlechten Brennstoffen gefüttert werden!

Gleichzeitig liest man, dass im Norden Deutschlands nach Gas gebohrt werden soll. Ohne Fracking. Von einem kanadischen Unternehmen, welches die Erlaubnis hat, aber bislang kein Interesse mehr hatte. Bei den Preisen ist das wohl wieder interessant, vor Ort will man auch, aber die ersten sind dagegen.

Apropos dagegen: Auch der Kampf in einem winzigen Dorf gegen Braunkohle, die immerhin die Abhängigkeit von importiertem Autokratengas und importierter Autokratenkohle vermindert, wird geführt. Gegen die Institutionen, die man dann anrufen wird, wenn gegen die Installation von Windrädern inmitten naturnaher Wälder von Demonstranten verhindert werden soll.

Konsistente Energiepolitik sieht anders aus – das, was hier jetzt passiert, ist gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, ja sogar gegen den einfachsten gesunden Menschenverstand. Aber warum geschieht das?