„REPRINT“ von 2020: Atomkonsens – wer geht mit wem zusammen?

METAINFO: Vor ca. 20 Jahren habe ich wohl mal meine Disketten auf Festplatte geworfen, um die Daten vor der Verrottung zu sichern. Dabei ein interessanter Artikel, den ich auf der damaligen Version der Website Energieinfo hatte. Er behandelt die Geschichten mit Atomausstieg, Erneuerbaren und der Untätigkeit der Regierung, besser Regierungen!

Michael Bockhorst, 16.06.2000

Wenn von einem Konsens gesprochen wird, muss immer dazugesagt werden, welche Parteien im Konsens gehandelt haben. Im konkreten Fall der Atomkonsens-Gespräche sind die Parteien die aktuelle Bundesregierung und die Kernkraftwerksbetreiber.


Zwischen wem sollte der Konsens wirklich gemacht werden? Im Grunde genommen müsste der Konsens zwischen dem Menschen und unserem Lebensraum Erde gemacht werden.
Wer gewinnt bei dem aktuellen Konsens? Wie könnte ein langfristig tragfähiger Konsens aussehen?

Weiterlesen: „REPRINT“ von 2020: Atomkonsens – wer geht mit wem zusammen?

Der Konsens zwischen Wirtschaft und Regierung

Geht man von einer mittleren Gesamtlaufzeit von 32 Jahren für unsere derzeitigen Kernkraftwerke aus, kann die zukünftige Stromerzeugung in Deutschland – unter der Prämisse, dass der bisherige Kraftwerkspark beibehalten wird – leicht veranschaulicht werden:

Dabei ist eine Verfügbarkeit der einzelnen Kernkraftwerke von 85 % der Zeit vorausgesetzt worden, die durchschnittliche Leistung des deutschen Kraftwerksparks ist auf der Basis des Stromverbrauchs des Jahres 1998 für Deutschland angesetzt – dieser betrug 552 TWh, entsprechend einer Dauerleistung des deutschen Kraftwerksparks von 63 GW..

In 20 Jahren, wenn das letzte Kernkraftwerk vom Netz genommen wird, ist dann ein Defizit in der Stromerzeugung von etwa 30 Prozent zu erkennen, für den Anteil der Windenergie ist die sinnvolle Annahme gemacht, dass er dann um etwa 5 % gestiegen sein wird. Vermutlich wird der Strombedarf durch neue Technologien wie Informations- und Kommunikationstechnig sowie weitere Automatisierungen in Industrie und Haushalt im günstigsten Fall gleich bleiben. Nun kann man sich drei Szenarien überlegen, wie die verbleibenden 25 % des Strombedarfs gedeckt werden können:

  • Gleicher Mix zwischen den Kernkraftwerken wie bisher, allerdings bei einer um 10 Prozent erhöhten Kraftwerks-Effizienz: Eine Erhöhung der nationalen Kohlendioxid-Emissionen um 13 %.
  • Je zur Hälfte wird der Kraftwerkspark durch modernste Kohlekraftwerke und modernste %html GUD-Kraftwerke aufgestockt (45 % bzw. 53 % Netto-Wirkungsgrad): Ein Zuwachs der Kohlendioxid-Emissionen um 7.5 %.
  • Vollständiger Ersatz der benötigten Kraftwerks-Kapazitäten durch moderne GUD-Kraftwerke: Ein Zuwachs der Kohlendioxid-Emissionen um 5 %.

Dabei sollte das Ziel moderner Umwelt- und Energiepolitik die Senkung der Kohlendioxid-Emissionen sein, um potentielle und bestätigte Folgen der globalen Erwärmung durch den Treibhauseffekt zu minimieren oder besser sogar zu vermeiden.

Dieses sind die mittelfristigen Auswirkungen des Atomkonsens, was sind hingegen die kurzfristigen Folgen, wen betreffen sie?

Die Betreiber der Kernkraftwerke vermeiden Verluste, die bei einem schnelleren Ausstieg entstehen würden, die Kraftwerke werden bis zum Ende ihrer typischen Laufzeit betrieben – nur durch zusätzliche Investitionen könnten die Kraftwerke für eine wesentliche längere Betriebszeit umgerüstet werden.
Und an den Neubau von Kernkraftwerken denken die Betreiber offensichtlich seit über 10 Jahren nicht mehr, ein Neubau wäre nicht durchsetzbar gewesen.

Für die Regierung besteht in dem Einstieg in den Atomausstieg wenigstens die Möglichkeit, einen Punkt des Regierungsprogrammes und des Koalitionsvertrages abzuhaken.

Die wahren Gewinner des ausstehenden Atomkonsenses sind wahrscheinlich die Erzeuger des in Zukunft zu importierenden Stroms, die Importeure und die Hersteller und Betreiber fossil befeuerter Kraftwerke! Bei Import-Strom ist noch nicht einmal klar, wie sicher oder wie sauber dieser Strom erzeugt wurde – man denke nur daran, dass in der Ukraine jedes Jahr mehrere hundert Bergarbeiter in den Kohlebergwerken ihr Leben lassen, dabei sind die Folgen der Verbrennung der Kohle noch nicht mit einbezogen, ganz zu schweigen von der Versorgungssicherheit mit Energie!

Ein möglicher Konsens zwischen Mensch und Lebensraum

Wie könnte hingegen ein Konsens zwischen Mensch und Welt aussehen? Dazu muss man schauen, welche Ziele Energiepolitik verfolgen sollte: Die Versorgungssicherheit in der gewünschten Menge steht im Konflikt mit den Risiken und Nebenwirkungen der Bereitstellung der Energie. Risiken sind bei der Kernenergienutzung die Freisetzung großer Mengen radioaktiver Stoffe nach einem Reaktorunfall, bei der Nutzung fossiler Energieträger ist es die unter Umständen drastische Veränderung des globalen Klimageschehens durch die Auswirkungen des Treibhauseffektes. Nebenwirkungen können bei der Kernenergienutzung durch die Freisetzung radiollaktiver Stoffe aus Endlagern entstehen, bei der Verbrennung fossiler Energieträger ist es die Erwärmung der Erdatmosphäre durch den Treibhauseffekt.
Nun muss man die Gefahren der mit hohem Risiko eintretenden Klima-Katastrophe gegen die Risiken der Kernenergienutzung abwägen, eine weitere kurzfristige Alternative in Form erneuerbarer Energien existiert, zumindest in dem vergleichsweise sonnenarmen Deutschland, nicht.

Da derzeit in Deutschland weder intensive und groß angelegte Forschung für die Erschließung neuer, umweltfreundlicher Energiequellen getätigt wird, noch Förderprogramme für die weitere Einführung der Solarthermie, der Wärmegewinnung durch Solarkollektoren, stattfinden, ist offensichtlich der Weg in eine Energieerzeugung mit höheren Kohlendioxid-Emission geebnet. Mit einer Förderung der Solarthermie zur Gewinnung von Heizwärme und Warmwasser könnte wenigstens ein Teil der zu erwartenden zusätzlichen Kohlendioxid-Emissionen aufgefangen werden.
Ein Erreichen der Ziele aus den Klimaschutz-Konferenzen und den Enquete-Kommissionen des deutschen Bundestages – eine Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes um 18 % bis zum Jahre 2010, eine Reduktion um 80 %, also auf 20 % bis zum Jahre 2050 – scheinen damit in unerreichbare Ferne gerückt.

Ein möglicher Weg aus der Misere

Der einzige Ausweg besteht in einer nüchternen Diskussion um die Sache: Wie schaffen wir Menschen es, in dieser Welt möglichst angenehm zu leben, also auch unseren Komfort wenigstens weitgehend beizubehalten, ohne dass wir unsere Lebensgrundlagen zerstören?

Einer nüchternen Diskussion könnte eine Kombination aus

  • hohen Energiesteuern, die durch Entfernungspauschalen und Lohnsteuersenkungen – unter Berücksichtigung eines sparsamen Umgangs mit Energie – ausgeglichen werden,
  • Bindung der Einnahmen durch Energiesteuern an Ausgaben für die Milderung von Auswirkungen des derzeitigen Umgangs mit Energie, Förderung von Forschung und Entwicklung belastungsarmer Energieerzeugung sowie Bildung und Ausbildung im Bereich der Energienutzung,
  • einer auf 50 Jahre befristeten Weiterführung der Kernenergienutzung in mindestens dem heutigen Umfang
    und
  • einer Reduzierung der Verbrennung fossiler Energieträger während dieses Zeitraums, sobald der Energiebedarf gesenkt oder neue Energiequellen, insbesondere regenerative Energien, stärker beitragen,
  • einer Förderung von Vorhaben zur Senkung des Energiebedarfs, ob durch Effizienzsteigerung bei Erzeugung und Nutzung oder aber durch einen Verzicht auf Energiedienstleistungen.

durchaus standhalten.

Moderne Hochtemperaturreaktoren können so konstruiert werden, dass selbst im ungünstigsten Fall keine radioaktiven Stoffe in nennenswertem Umfang freigesetzt werden können. Die Endlagerung muss allerdings auch bei diesen Reaktoren gewährleistet sein.
Moderne GUD-Kraftwerke erlauben Wirkungsgrade bis über 50 %, Erdgas ist zudem ein Energieträger, der bei seiner Verbrennung vergleichsweise wenig Kohlendioxid – bezogen auf die verfügbar gemachte Energiemenge – freigibt. Allerdings reichen die Ergasreserven nach heutiger Kenntnis und vor dem Hintergrund des dann steigenden Bedarfs nur für wenige Jahrzehnte und treten in Konkurrenz zu dem Erdgasbedarf für umweltfreundliche Hausheizungen.
Erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik sind nur zeitweise verfügbar, und der so produzierte Strom kann mit heutigen Technologien nicht wirtschaftlich (und auch nicht ökologisch sinnvoll) gespeichert werden. Solarthermische Kraftwerke , in denen Wasserdampf bei hoher Temperatur und unter hohem Druck erzeugt wird, der über eine Dampfturbine einen Generatur antreibt, können im Gegensatz dazu 24 Stunden am Tag Strom erzeugen: Ein Wärmespeicher überbrückt die Nacht und sorgt für die zur Dampferzeugung notwendige Hitze. Um solche Kraftwerke zu realisieren, müsste die entsprechende Technologie den sonnenreichen Ländern verfügbar gemacht werden, etwa in einem Austausch „Technologie gegen Megawatt“.

Diese Spotlichter auf den Problemkomplex dürften ausreichen, um zu zeigen, dass ideologische Konzepte hier noch nicht einmal zu Lösungsansätzen führen dürften – hier müssen Sachverstand und gesunder Menschenverstand, Lehren und Lernen, Bewusstsein und Handeln am gleichen Strang ziehen. Jeder Schritt in die falsche Richtung muss korrigiert werden, wie ein Wanderer, der die falsche Weggabelung geht, müssten wir diesen Weg zurückgehen. Wir können nur hoffen, daß wir genug Wasser dabei haben, um zur Weggabelung zurückzukommen und dann den richtigen Weg zu gehen.

Video: Wie stark zappeln PV+Wind in der Summe – Lastanteile der intermittierenden(volatilen) Erneuerbaren

Wie ist die Dynamik bei PV- und Windleistung sowie der Summe beider Kraftwerkstypen? Wie sieht die Grobdynamik über das Jahr aus, wie die Feindynamik über den Tag?
Und wie sieht die Last (der Bedarf) im Vergleich dazu aus?

Dieser Frage gehe ich nach, allerdings ohne tiefergehende Analyse – jeder soll sich dazu unbelastet eigene Gedanken machen können.

Zunächst wird ein Einzel-Diagramm erklärt, hier durch Hinweise innerhalb des Diagramms und nachfolgend werden einige Beispiele von Situationen, die jeweils 11 Tage umfassen, kurz besprochen. Danach folgt eine kurze Datenfilm-Sequenz, um auch das dynamische Diagramm zu erklären, am Ende gibt es dann den Jahresfilm für Deutschland 2023 in voller Schönheit.

LINK ZUM VIDEO (öffnet in neuem Tab!)

Kapazitätsfaktoren als Indikatoren für Kraftwerke

Was ist eigentlich der Kapazitätsfaktor?

Der Kapazitätsfaktor gibt an, zu welchem Anteil ein System produktiv ist. Wenn Sie eine Produktionsmaschine haben, etwa eine Maschine zur Flaschenherstellung, gibt der Kapazitätsfaktor an wie viele Flaschen real z.B. in einem Jahr hergestellt wurden, geteilt durch die Anzahl der theoretisch möglich herzustellenden Flaschen, wenn die Maschine das ganze Jahr – 8760 Stunden – durchläuft.

Das gleiche gibt es auch für Energie-„Erzeuger“, z.B. Kraftwerke. Es ist offensichtlich, dass Photovoltaikanlagen auf der Erde nur maximal die Hälfte laufen können – die andere Hälfte ist Nacht, und da ist es dunkel. Und selbst am Tag hat man so seine Widrigkeiten: Schlechter Einfallswinkel und immer wieder das lästige Wetter mit Wolken, Nebel und Schnee.

Haben Kernkraftwerke einen viel höheren Kapazitätsfaktor? Ja, aber der ist auch nicht „eins“ oder 100%. Denn dieses Systeme benötigen Wartungsphasen für den Brennelemente-Wechsel und auch für Sicherheitsüberprüfungen sowie allfällig auftretenden Reparatur- und Wartungsarbeiten.

Die folgenden Bilder, zeigen die Kapazitätsfaktoren ausgewählter Kraftwerke in Deutschland für die letzte Dekade und das zusätzlich nach Monaten aufgelöst. In der ersten Serie finden Sie die Bilder für Biomasse, Photovoltaik und die beiden Windkraft-Typen Off-Shore, also vor der Küste und On-Shore, also auf dem Land.

Nun zu den Diagrammen

Unter den Bildern befinden sich kurze Beschreibungen. Diese bitte ich als Zusatzinformation zu betrachten, ggf. mit meinen Hypothesen der Charakteristik der Entwicklung versehen. Wie üblich ist es mir wichtig, Daten & Informationen aufzubereiten und darzustellen, die ein Nachdenken über die Zusammenhänge befördern und damit – hoffentlich – zu besserem Verständnis und besseren Entscheidungen führen.

Die Bilder haben zur Orientierung einen Titel, der alle Informationen erhält. Dabei sind die ersten vier Bilder alle mit der gleichen Farbskala versehen, also von 0 … 100%, so dass die Kapazitätsfaktoren zwischen den einzelnen Kraftwerksarten vergleichbar sind:

Biomasse/100%: Hier kann man gut erkennen, dass die Biomasse-Kraftwerke relativ gut und gleichmäßig ausgelastet sind, dass sie aber im Laufe der Jahre abgenommen hat, der Kapazitätsfaktor ist also gesunken.
Eine Hypothese ist die, dass man die Leistungskapazität ausgebaut hat, um Regelkapazitäten aufzustocken, also mehr Gigawatt bei Bedarf liefern zu können – die Energiekapazität, also wie viele Gigawattstunden im Jahr geliefert werden können, ist durch die Zufuhr an landwirtschaftlich produzierter Biomasse beschränkt.
PV/100%: Hier zeigt sich ganz klar die jahreszeitliche Variation der PV-Gewinne, während die installierte Leistung, also das Potential einer Anlage, gleich bleibt. Weiterhin ist erkennbar, dass PV prinzipbedingt in Deutschland bzw. überhaupt auf der Erdoberfläche keine sehr hohen Kapazitätsfaktoren erbringen kann.
Wind Offshore/100%: Hier wird erkennbar, dass Offshore-Wind tatsächlich hohe Kapazitätsfaktoren ermöglicht, wenn auch der Sommer unterrepräsentiert ist. Dafür hat die PV dort hohe Erträge, was aber besser in den relativen Plots erkennbar ist (s.u.)
Wind Onshore/100%: Die Kapazitätsfaktoren an Land sind bei der Windenergie deutlich geringer, was mit der hohen Oberflächenrauhigkeit der Landoberfläche zusammenhängt: Diese reduziert die Windgeschwindigkeiten in den typischen Höhen der Rotoren von 100-300 Meter.

Die zweite Serie zeigt eine Farbskala, die auf den maximalen Kapazitätsfaktor eines Monats im Beobachtungszeitraum 2015 … 2024 normiert ist. Das heißt, die Farbe Blau gibt die höchste Monatsauslastung an, die Farbe Magenta die niedrigste. Grün ist dann ein mittlerer Bereich um die 50%, der immerhin schon einmal „ganz gut“ ist.

Biomasse/individuelle Skala: Hier wird die Entwicklung über die Jahre viel deutlicher erkennbar: Die Leistungskapazität (also die Maximalleistung aller Biogasanlagen) ist nennenswert gesteigert worden , während die Energiekapazität (also die Menge der pro Jahr herstellbaren Biomasse) durch die limitierte Größe der landwirtschaftlichen Nutzflächen/Produktivität etwa gleich geblieben ist.
PV/individuelle Skala: In der individuellen Skala werden die monatlichen Schwankungen des Kapazitätsfaktors, aber auch die jährlichen Entwicklungen sehr viel stärker ausgeprägt sichtbar: Winter – Sommer sowie Witterungsbedingungen zwischen den Jahren. Auffallend ist die Abnahme der Kapazitätsfaktoren besonders im Sommer. Hypothese: Aufgrund der geringen PV-Modulpreise wird es immer attraktiver, auch schlechter ausgerichtete Dächer mit geringeren Jahresenergiemengen pro installierter Leistung zu bestücken. Die Kapazitätsfaktoren sinken, dafür kann aber bei Ost-West-ausgerichteten Modulen sowie vertikal platzierten Modulen eine bessere Angleichung zwischen PV-Stromerzeugung und Leistungsbedarf erreicht werden.
Wind Offshore/individuelle Skala: Gerade im Vergleich mit der Windgewinnung auf dem Land (On-Shore) fällt auf, dass die Kapazitätsfaktoren wesentlich weniger stark variieren, was den Aufwand an Stromleitungskapazitäten/Speichern/Backup-Kraftwerken – je nachdem, wie man das Problem der Variabilität der Windenergie auffängt – deutlich reduziert! Dies gilt besonders für die jahreszeitlichen Variationen, so dass auch im Sommer die dunklen PV-Strom-armen Nächte etwas besser versorgt werden können.
Wind Onshore/individuelle Skala: Dieses Bild zeigt deutlich die ausgeprägten Variationen der Windenergie Onshore, bei der auch aufgrund der hohen installierten Leistung von inzwischen ca. 70 Gigawatt (2024) hohe Variationen im Stromnetz auftauchen, wenn man diese auf die typischen 40 … 55 … 80 Gigawatt Leistungsbedarf bezieht. Die außenstehenden Werte bezeichnen typ. Minimal- und Maximalwerte, die fett kursiv gedruckte 55 weist auf den Jahresmittelwerte (2023) hin.

1 Kilowatt PV installiert – 8760 Kilowattstunden pro Jahr? / Video-Hinweis

Leider nein. Es sei denn, die Sonne scheint bei wolkenlosem Himmel das ganze Jahr praktisch von oben auf ein Modul mit dieser Peak-Leistung. Peak heißt Gipfel oder Spitze und bezeichnet die Leistung eines Solarmoduls unter optimalen Bedingungen!

Aber die meisten, die sich schon einmal draußen aufgehalten haben oder durch ihre Fenster nach draußen geschaut haben, wissen, dass diese optimalen Bedingungen auf der Erde nirgends zu finden sind.

Hier kommt der Kapazitätsfaktor (Auslastungsgrad) ins Spiel: Er gibt an, wie viel von dieser Peak-Leistung wirklich genutzt werden können. Bei PV ist das in Deutschland ein Wert von ca. 0,1 oder 10%. Aus einem Kilowatt Peak-Leistung der PV-Anlage kommen etwa 900 Kilowattstunden an Jahresenergieertrag heraus:
1 Kilowatt * 8760 Stunden * 0,1 = 876 Kilowatt * Stunden

Das ist fast mein Jahres-Haushaltsstrombedarf … wenn da nicht so was wie Winter, Nacht und Wolken wäre, die einem die Stromlieferung verhgeln 🙂

Große Kraftwerke und Kraftwerksparks mit GW-Leistungen in TWh-Energiemengen pro Jahr umrechnen, ist das schwierig? Nein, in dem aktuellen Video zu diesem Thema wird es erklärt und die Rechnungen durch Faustformeln vereinfacht!
Youtube-Video 2023-118 öffnet in neuem Fenster:
Von der Peakleistung/Nennleistung zur Jahresenergiemenge
Von der Jahresenergiemenge und installierten Peak-/Nennleistung zum Kapazitätsfaktor
Von der Jahresenergiemenge zum mittleren Leistungsbedarf

Gebäudeenergiegesetz – meine Variante!

Was macht man, wenn einem ein Gesetz nicht gefällt? Trotzdem befolgen, nicht befolgen oder man schreibt einfach seine eigene Variante. Und wirft sie in den Ring.

Grundidee ist ein einfaches Gesetz mit möglichst wenigen Detailregeln aber auf 20 Jahre klaren Spielregeln über die Energieabgabe und einen vollständigen Fluss dieser Abgabe hälftig an die Bürger bzw. hälftig an Forschungseinrichtungen, auch der Industrie.

Das ganze passt auf drei Seiten und dient schlichtweg als Anregung zum Denken im Vergleich zu den 150-200 Seiten des aktuell in der Sommerpause ruhenden offiziellen Gesetzesentwurfs der aktuellen Bundesregierung.

Einen Vorteil hat es definitiv: Man ist schneller mit dem Lesen fertig!

PDF-Dokument: Bürgervorschlag für ein kompaktes Gebäudeenergiegesetz / M. Bockhorst

Hier ansehen oder herunterladen (siehe Button weiter unten).

Energiekrise im Denken!

Die teilweise hausgemachte Energiekrise findet nicht nur in den Produktionsstätten, den Leitungen und in unseren Haushalten statt, sondern auch in unseren Köpfen!

Warum? WIr denken bei Energie immer direkt an die problematischen Nebenwirkungen, ja es ist noch viel schlimmer: Wir denken nur noch an den Klimawandel, die Erderhitzung, die Klimakatastrophe. Zumindest suggeriert die mediale Darstellung von Energiethemen, dass wir ausschließlich auf diesen Pfad gebracht werden sollen.

Was dabei vergessen wird, ist, dass Energie grundsätzlich ist. Energie ist aus der Sicht der Physik heraus etwas, was wir als Menschen nüchtern beschreiben können.

Betrachten wir Energie aus der Perspektive der Physiker, der Soziologen und der Ökonomen, ist Energie das, was unser Leben erst ermöglicht, unser Sozialleben in hohem Maße unterstützt und die Wirtschaft am laufen hält. Wirtschaft erscheint uns oft als eine vom „normalen“ Leben abgekoppelte Profitmaschine. Aber Wirtschaft ist viel mehr oder besser, kann viel mehr sein.

Industriekonzerne, mittelständische Unternehmen sowie kleine Gewerbe vom Einzelhandel bis zu den Handwerksbetrieben stellen Dinge her und bieten Leistungen an, die unser Leben einerseits erst ermöglichen, etwas durch Nahrungsmittelproduktion. Sie stellen aber auch Häuser her und bieten Energie an, um die Häuser zunächst herstellen zu können, sie aber auch auf angenehme Temperaturen zu bringen.

„Die Wirtschaft“ stellt zudem Dinge her, die unser Leben verbessern, wie etwa viele Medikamente, gute Möbel, Kommunikationssysteme und so weiter. Davon kann einiges als „Luxus“ angesehen werden, aber diese Dinge können uns auch weiterbringen. So kann ein Smartphone zum Spielen als Luxus angesehen werden, es kann aber auch als Werkzeug dienen, um Lehrfilme zu erstellen, die dann im Internet für alle verfügbar gemacht werden.

Wir sollten den gesunden Menschenverstand wieder einsetzen, vielleicht auch erst wieder suchen und uns daran erfreuen: Nur so kann das breite Bild der so reichhaltig aber nicht aufdringlich wirkenden Energie in unseren Köpfen, aber auch in unserer Gesellschaft wieder zurechtgerückt werden. Mit all seinen Problemen, aber eben auch den positiven Seiten.

Energie ist ein Werkzeug. Wir können es gebrauchen oder missbrauchen!

Kommentar: Selbstgemachte Energiekrise im Denken und Handeln?

Sonntag, 15.1.2023, die Gasspeicher sind voll, die Lage ist dennoch angespannt. Bald wird es wieder kälter, die Weihnachtsferienzeit ist so richtig zu Ende und die Betriebe wieder voll angelaufen.

In Baden-Württemberg ist für 17:00-19:00 Uhr eine Strommangellage angekündigt. Man soll Akkus vorher aufladen und Energiebedarf von größeren Verbrauchern vorverlegen. Powerbank aufladen oder was? Duschen vor dem Sport? Die Pommes um 16:30 für das Abendessen schon mal frittieren?
Das beste ist die Begründung: Wegen mangelnder Stromtrassen kann kein Strom aus dem Norden Deutschlands herbeitransportiert werden, deswegen wird der Strom knapp. Er muss dann teuer aus der Schweiz gekauft werden. Ja was denn jetzt? Wie war es denn bei der Dunkelflaute Ende November bis Mitte Dezember 2022 – da gab es gar keinen Windstrom im Norden, kaum Kernstrom aus Frankreich und tiefe Temperaturen mit erhöhtem Gasverbrauch. Das haben wir doch auch überlegt.

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. will gegen die LNG-Terminals klagen, wenn man ihrem Einspruch gegen den Betrieb nicht nachkommt. Es soll in Wilhelmshaven kein Chlor verwendet werden – bei dieser FSRU, der schwimmenden Regasifizierungs- und Speichereinrichtung, ist aber die Nutzung von Chlor betriebstechnisch nötig, damit die Wärmetauscher keinen Bewuchs ansetzen. Ohne Chlor kein Terminalbetrieb.
Wir können am Ende froh sein, dass wir dieses Beifüttern von Gas haben, damit es eben nicht zu einer dramatischen Gasknappheit kommt, die zu sozialen Verwerfungen mit massiven Folgen, die ich mir gar nicht ausmalen möchte!
Wenn man keine Kernenergie will und vielleicht auch Feinstaub dort bekämpfen, wo die schlimmste Quelle ist, muss man derzeit auf Erdgas setzen. Ach ja, es ist nicht das Auto, es sind die schlecht betriebenen Öfen, die mit schlechten Brennstoffen gefüttert werden!

Gleichzeitig liest man, dass im Norden Deutschlands nach Gas gebohrt werden soll. Ohne Fracking. Von einem kanadischen Unternehmen, welches die Erlaubnis hat, aber bislang kein Interesse mehr hatte. Bei den Preisen ist das wohl wieder interessant, vor Ort will man auch, aber die ersten sind dagegen.

Apropos dagegen: Auch der Kampf in einem winzigen Dorf gegen Braunkohle, die immerhin die Abhängigkeit von importiertem Autokratengas und importierter Autokratenkohle vermindert, wird geführt. Gegen die Institutionen, die man dann anrufen wird, wenn gegen die Installation von Windrädern inmitten naturnaher Wälder von Demonstranten verhindert werden soll.

Konsistente Energiepolitik sieht anders aus – das, was hier jetzt passiert, ist gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, ja sogar gegen den einfachsten gesunden Menschenverstand. Aber warum geschieht das?

Die Speicherfrage – genauer beleuchtet

Schon seit ca. 25 Jahren kenne ich die Aussage, dass wir dann, wenn wir Photovoltaik und Wind als einzige Energien haben, etwa für 2 Wochen Strom speichern müssen. Strom, der 2 Wochen ganz Deutschland am laufen halten könnte.

(Links auf die beiden VIdeos auf YouTube, die in neuem Fenster öffnen (reine URL-Verweise))

Teil 1/2: 100% Photovoltaik mit Speicher zur Vollversorgung?!
Teil 2/2: Vergleich verschiedener Energielandschaften für 100% nichtfossilen/nichtnuklearen Strom mit Speicher zur 100%-Vollversorgung

Es gibt natürlich immer wieder welche, die behaupten, dass das nicht stimme, weil es ja keine zwei Wochen ohne Sonne und Wind gibt. Das stimmt auch, aber es gibt längere Phasen, in denen unterdurchschnittlich Sonne und Wind verfügbar sind! Das summiert sich dann zu einem Speicherbedarf von ca. 2 Wochen x 65 GW = 168 Stunden * 65 GW ~/= 20000 GWh oder 20 TWh.

Da diese Zahl irgendwie immer wieder auftauchte und man dafür angegriffen wird, sie zu verwenden, habe ich mit Realdaten des Strombedarfs aus 2019 herausgefunden, dass diese Zahl tatsächlich stimmt. Im Rahmen der gemachten Annahmen, eines ca. 3-fachen PV- und Windenergieausbaus sowie gleicher zeitlicher Verbrauchsstruktur und gleichem Gesamtbedarf.

Damit man sieht, wie PV und Wind jeweils für sich arbeiten und inwieweit ein synergetischer Effekt auftreten könnte, werden die drei Optionen in Teil 2 diskutiert. Ergänzt durch eine Visualisierung, wieviel Müllverwertung, Wasserkraft und Biomasse zusätzlich bringen (leider sehr wenig, da sie im Grundlastbetrieb gefahren werden).

Teil 1 erklärt die Vorgehensweise für die Photovoltaik – also 100% PV + Speicher – sehr ausführlich, so dass interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer in Teil 2 gut vorbereitet die verschiedenen Szenarien besser betrachten können.

Neue energieinfo-Filme im Oktober 2022

Streckbetrieb – Funktionsweise und Energiemengen (ERDGASNOT-Serie) (Weiterbetrieb Kernkraft)
(öffnet in neuem Tab)
Mitte Oktober 2022 wurde per Kanzlerbeschluss entschieden, dass die letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland statt bis 31.12.2022 bis zum 15.4.2023 weiterbetrieben werden sollen – davon werden erhebliche Anteile im sogenannten Streckbetrieb absolviert. Bei dem Streckbetrieb werden die weitgehend ausgenutzten Brennelemente noch weiter „ausgequetscht“, um noch Wärmeenergie herauszuholen, allerdings bei stets verringerter Kraftwerksleistung durch geringere Spaltungsrate und sich verschlechternden Wirkungsgrad.

Resiliente Energieversorgung – Was ist das? – 1: Beispiel Inselversorgung / Energiekrise vermeiden
(öffnet in neuem Tab)
Die aktuelle Energiekrise mit der Gefahr von Blackouts macht das Nachdenken über Energieversorgungssysteme notwendig: Resilienz bedeutet Standhaftigkeit, Zähigkeit eines Systems (auch einer Person) gegen Änderungen von Außen. Energiesicherheit ist für hochindustrialisierte Staaten, wozu man Deutschland zählen darf, von essentieller Bedeutung – sie sind von resilienten Energieversorgungssystemen abhängig.

Energiekrise voraus? – Zu Energieknappheit und Preisentwicklung
(öffnet in neuem Tab)
Ein Omen? … eigentlich war es nur ein spontaner Mikrofontest, den ich während eines Waldspaziergangs gemacht habe. Mit einem mehr oder weniger sinnvollen Text, frei dargestellt, was mir durch den Kopf ging.
Auflösung des Aufnahmedatums im Video!



Neue energieinfo-Filme im September 2022

Kernenergie: Stuttgarter Erklärung/Petition 136760 – QUORUM 50000 übererfüllt! Nun in 2. Prüfung!
(öffnet in neuem Tab)
Die Mitzeichnungsphase dieser Petition ist nun abgeschlossen und sie war erfolgreich: D.h., die Petitenten, also die Einreicher dieser Petition, müssen in einem Bundestagsausschuss öffentlich angehört werden.
Ziel ist es, das Verbot, mit Kernenergie produzierten elektrischen Strom verkaufen zu dürfen, aufzuheben. Dies soll der Energieversorgungssicherheit dienen, die im Stromsektor mit Photovoltaik und Wind ohne existierende Speichermöglichkeiten nicht erzielt werden kann.

ERDGASNOT: Rettung durch Heizlüfter und Co.?
(öffnet in neuem Tab)
Alleine auf der Basis der in 2022 bis zum August verkauften 600 000 Heizlüfter wird vor einem Blackout gewarnt. Die nach eigener Einschätzung ca. 20 000 000 +X Heizlüfter und Radiatoren, die bereits gekauft wurden, sind eine viel größere Gefahr.
In diesem Beitrag wird beleuchtet, inwieweit Heizlüfter uns „retten“ könnten, falls die Erdgasversorgung ausfallen sollte.